Wednesday, January 31, 2007

Been listening and reading poems on the Poetry Archive. What a ray of sunshine on this grey winter day.

Most particularly, I listened to the wonderful Australian poet, Les Murray, read his poems:


The Tin Wash Dish (here)

He talks about “lank poverty, dank poverty; what it is, where it comes from, and how, having left it behind, it still has the power to draw you back.

The Last Hellos (here)

This is farewell to his father who died three months before he wrote the poem. Not in the least sentimental. Beautifully touching.

Monday, January 22, 2007

christine from lübeck, germany

Erich Kästner ist als Autor von Kinderromanen bekannt und beliebt, weniger bekannt sind schon seine Romane für Erwachsene und noch weniger bekannt sind seine Gedichte. Dabei waren es Gedichtbände wie zum Beispiel „Herz auf Taille“, die den jungen Autor in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts schlagartig ebenso berühmt wie umstritten machten.

Eine kleine Gedichtsammlung von Erich Kästner, entstanden vor ungefähr fünfzig Jahren, heißt: „Die Dreizehn Monate“. Ich möchte die Gedichte im Laufe dieses Jahres vorstellen und vorweg aus dem Vorwort von Erich Kästner zitieren:

„Die hier gesammelten Gedichte schrieb, im Lauf eines Jahres, ein Großstädter für Großstädter. Links von Block und Bleistift lag der fünfte Band des kleinen Brehm, „Die deutsche Tierwelt“. Zur Rechten lagen „Unsere Pflanzenwelt“ und ein Leitfaden, der, fragwürdig genug, „Die deutsche Schulflora“ hieß. Die Bücher mussten zur Hand sein. Eine Zeitschrift hatte die Gedichte bestellt. Illustriert werden sollten sie außerdem. So blieb dem Autor nichts übrig, als dem Kalender vor-zugreifen. … Zwölf Monate lang war er dem Jahr um sechs Wochen voraus. Er konnte nicht „nach der Natur“ arbeiten, sondern nur „aus dem Gedächtnis“, und darauf war, wie er bald merkte, kein Verlass.

Er schämte sich. War denn nicht die Prozession der Monate, froh und bunt und düster, mehr als fünfzig Mal an ihm vorüber gezogen? An den Augen vorbei und, oft genug und feierlich, durchs ganze Gemüt? Nun sollte er nichts tun als die Vergangenheit prophezeien, und er konnte es nicht. Die Erinnerungen verschwammen wie in einem billigen Spiegel. Aber es lag nicht am Spiegel. Es lag an den Erinnerungen. Es lag an den großen Städten. Sie hatten Baum und Strauch und Wiese aus den Mauern gejagt. …

Die hier gesammelten Gedichte schrieb ein Großstädter für Großstädter. Er versuchte sich zu be-sinnen. … Man müsste wieder spüren: Die Zeit vergeht und sie dauert, und beides geschieht im gleichen Atemzug. Der Flieder verwelkt, um zu blühen. Und er blüht, weil er welken wird. Der Sinn der Jahreszeiten übertrifft den Sinn der Jahrhunderte.

Die zweite Austreibung aus dem Paradies hat stattgefunden. Und Adam und Eva haben es dies-mal nicht bemerkt. Sie leben auf der Erde, als lebten sie darunter. .. Was, nun gar, können ein paar Verse vermögen? Sie wurden trotzdem notiert. Es hatte wieder einmal und wie so oft, das letzte Wort – das kleine Wort Trotzdem.“

Die „Monatsgedichte“ sind nicht mehr die Gedichte des jungen Erich Kästner, über den sich die literarische (deutsche) Welt in den gar nicht goldenen zwanziger Jahren der 20. Jahrhunderts em-pörte. Es sind Gedichte eines Mannes, der, trotz Berufsverbots, während der Hitlerzeit in Deutsch-land ausgeharrt hatte, die Zerstörung seiner Heimatstadt Dresden erlebt hatte und nach dem zwei-ten Weltkrieg – endlich – Ruhm und Anerkennung fand.

Über Erich Kästner werde ich in den nächsten Monaten mehr schreiben, aber jetzt kommt …

Der Januar

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.

Die Amseln frieren. Und die Krähen darben.
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.
Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.
Und wär so gerne schwarz und weiß und rot.

Umringt von Kindern wie der Rattenfänger,
Tanzt auf dem Eise stolz der Januar.
Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.
Es heißt, die Tage würden langsam länger.
Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.

Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.
Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.
Silvester hörte man`s auf allen Sendern,
dass sich auch unterm Himmel manches ändern
und, außer uns, viel besser werden soll.

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Es träumt vom Frieden. Oder träumt´s vom Kriege?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.