Thursday, March 01, 2007

Emil Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren und als Sohn von Ida und Emil Kästner registriert. Die Legende, Sohn von Emil Kästner zu sein, verbreitete Erich Kästner zum Schutz (des Rufes) seiner Mutter selbst weiter, unter anderem in seinem Werk „Als ich ein kleiner Junge war“, durch das er seiner Geburtsstadt, dem barocken Elbflorenz, ein zauberhaftes Denkmal setzte.

Meine nächstjüngere Schwester und ich haben Erich Kästner in unserer Kindheit regelmäßig zum Geburtstag geschrieben. Und jedes Jahr bekamen wir jeweils eine Antwort! Von ihm selber handgeschrieben und persönlich an uns adressiert. Ich hebe diese freundlich- zugewandten Grüße wie kleine Schätze auf …
kaestner
Erst 1982, acht Jahre nach Erich Kästners Tod, wurde die Wahrheit über die Kästnersche Familiengeschichte aufgedeckt: Erich Kästners leiblicher Vater war der Sanitätsrat Dr. Zimmermann, Hausarzt der Familie und – Jude. Also wird wohl auch die Mutter zum Schutz (des Lebens) des Sohnes viele Jahre lang geschwiegen haben, denn Erich Kästner blieb auch während der Hitlerzeit, als seine Bücher verbrannt und verboten wurden und er selber Schreibverbot hatte, in Deutschland.

Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen (1943)

Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.
Mich lässt die Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen –
Wenn´s sein muss, in Deutschland verdorrt.

Aber nun zum Februargedicht!

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe
Falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.

In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.

Bei Trompeten und Gitarren
Drehn wir uns im Labyrinth
Und sind aufgeputzt wie Narren,
um zu scheinen, was wir sind.

Unsre Orden sind Atrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?

Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert und Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verlässt den Saal.

Pünktlich legt sie in die Truhe
Das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.